Belladonna - Sinnsitiv

Belladonna

Posted by on July 22, 2023 · 1 min read
Lyrik

Schau mir in die Höhle, die sie Auge nennen

Schwarzen See

Belladonna

Und sag mir, dass du magst

blindlings nach Kontur zu tasten

dass du wagst zu tauchen

im klammen, gierigen Sumpf

dass du kamst um zu bleiben

wenn andere Stühle rücken,

verschwitzte Leiber zum Abschied drücken

sich verpissen

in die Nacht

Besieh meine schwieligen Sohlen:

vergiss auch die Zehen nicht

die Entstellten

trag sie in der Hand wenn du willst

denn sie sind des Tragens müde

und nur schön, wenn sie tanzen

und sich selbstvergessen in Leichtigkeit hüllen

gleich Quallenfragmenten im Seidenschaum

oder mein Herz

wenn es anfängt zu fühlen

Vergiss meine Beine nicht:

lang und vernarbt

vom Verschleiß ächzend

unter Frühlingswinden zusammenbrechend

wurmstichige Balken im Dachstuhl

dass man die Unversehrbarkeit suchen muss

in einem Labyrinth

aus blauem Geäst

geblähtem Fleisch

Betaste meine Brüste:

meine Alabasterhaut

Nektar & Schnee

Unschuld & Sünde

Mit allen sieben Sinnen

möcht‘ ich dich schwimmen

möcht‘ ich dich saugen

möcht‘ ich dich wildern fühlen

in meinem brustblühenden Bouquet

Und wenn ich arm bin

an Adoleszenz

wenn ich welke & ergraue

wenn ich lache wie gebrochen Glas

wenn ich mich verschwende ohne Maß

wenn ich weine, wenn ich wüte

wenn ich dir gebe, was ich hüte

wenn ich dir zeige, wer ich bin:

nackt

unverschleiert

noch ein Kind

Sag, dass du bleibst.


c